Sie rief mich an und fragte, ob es irgend eine Möglichkeit gäbe mit ihrem Rollstuhl in die Praxis zu kommen. 

Gestern sei sie an der Praxis vorbeigefahren und sah keine Chance über die kurze Treppe.
Ich fragte sie wo sie wohne und so beschloss ich einen Hausbesuch bei ihr zu machen.

Wir sprachen noch über ihr Probleme, jahrelange Schmerzen, und ihren Grad der Beeinträchtigungen.

Von Geburt an ist sie sehr stark bewegungseingeschränkt, kann selbst ihren Kopf nicht selbständig halten.
Die Hände und Arme kann sie gerade soweit bewegen, dass sie den Elektrorollstuhl bedienen kann.

Alle zwei Tage kommen zwei Physiotherapeuten um irgendwelche Übungen mit ihr zu machen. 
Keine Chance auf Besserung.

Ich konnte ihr keine Hoffnung machen!

Allerdings sagte ich ihr auch, das es ein Versuch wert sei.
Einen vergleichbaren Fall hatte ich noch nicht und ob meine besondere Therapie bei Lähmungen funktioniert, konnte ich ihr nicht sagen.

Rollstuhl - zerebrale Bewegungsstörung
Sie sitzt schon immer im Rollstuhl
und leidet an Schmerzen.
Selbst die Versteifung der Wirbelsäule
brachte keinerlei Verbesserung.

Der erste Versuch - Schultern und Nacken

Bei ihr angekommen fragte ich sie, was ihr Hauptproblem sei und sie meinte Schultern und Nacken. Dadurch hat sie sehr häufig auch Kopfschmerzen.

Die Arme selbst kann sie kaum bewegen, weshalb auch im Bereich der Schultern quasi nur minimale Bewegungen stattfinden können.

Ich tastete ihre Schultermuskulatur ab und ahnte nichts gutes - bretthart.

Vorsichtig versuchte ich den ersten Muskel zu behandeln und was soll ich sagen. Der Muskel begann nach einem kurzen Moment zu reagieren und entspannte sich unter meinem Finger.

Es funktioniert.

Die junge Patientin lächelte und freute sich über den Verlust an Verspannung.

Schnell machte ich weiter an diversen Schultermuskeln und es funktionierte wirklich überall, so, als ob sie dort überhaupt keine zerebralen Störungen hätte.

Sie sagte, dass sie sich noch nie so locker und gut gefühlt hätte.

An der grundsätzlichen Beweglichkeit, also an ihren Lähmungen, hat sich natürlich nichts geändert - aber die Schmerzen waren fast komplett weg!

Die Zugabe - Arme und Hände

Ähnlich wie im Bereich der Schultern gab es hier extrem starke Verspannungen und auch Faszienstörungen.

Entsprechend behandelte ich Muskulatur und Faszien und die Schmerzen ließen deutlich nach.

Erstaunlicherweise nahm die Beweglichkeit  
der Hände und die Griffkraft deutlich zu.

Für mich war das ein Zeichen dafür, dass man irgendwann nur noch schwer zwischen krankhaften Bewegungseinschränkungen und durch muskulären Verkürzungen entstandenen unterscheiden kann.

Den Abschluß bildete der Rücken

Bitte nicht vergessen, die Dame sitzte im Rollstuhl. Als ich sie fragte ob ich es versuchen dürfte schaute sie mich erstaunt an. Ich erklärte ihr, dass in den allermeisten Fällen von Rückenschmerzen
die Hauptursache an der Körpervorderseite war - den Hüftbeugermuskeln.

Sie forderte mich auf es zu versuchen.

Es war in der Position im Rollstuhl nicht ganz einfach, an die Muskelansätze auf der Innenseite der Oberschenkel zu kommen, aber es funktioniert.

Und wie es funktionierte. Die Patientin hatte Tränen in den Augen vor Glück.

Noch nie hätte sie einen so schmerzfreien Rücken gehabt.

Ich konnte es selbst nicht fassen.
Aber es machte mich auch nachdenklich, denn ich wußte, dass das nicht lange hält.

Durch ihre Lähmungen war sie nicht im Stande irgendwelche Übungen zu machen bzw. für einen Ausgleich zu ihrer sitzenden Haltung zu sorgen.

Fazit der Behandlung meiner Rollstuhlfahrerin

Es ist erstaunlich, welche Möglichkeiten bzw. Chancen in scheinbar aussichtslosen Zuständen schlummern.

Man sollte sich grundsätzlich nicht von augenscheinlichen Problemen beeinflussen lassen,
und stattdessen allem funktionierenden eine Chance geben.

Ich bin mir bewusst, dass die Patientin quasi eine begleitende Therapie bräuchte.

Die Schmerzen werden aufgrund der Bewegungsunmöglichkeiten bald wiederkommen. Ich bot ihr kostenlos die Selbsttherapien für die sie behandelnden Physiotherapeuten an.

Leider wurde dies nicht angenommen, seitens der "Therapeuten". Stattdessen liften diese jetzt die Patienten mehrmals die Woche die Patientin aus dem Rollstuhl, um irgendetwas sinnloses zu tun.

Wenn Du jemanden kennst, der in einer vergleichbaren Situation ist, dann denk mal drüber nach ob Du ihm oder ihr eine Chance geben willst.

Ich habe nichts anderers gemacht, als das, was ich Dir in den Selbsttherapiekursen zeige...
und aufgrund des Rollstuhles noch nicht einmal alles.


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