Ich habe eine falsche Bewegung gemacht! Mit einer "Begründung" wie dieser beginnen viele Patienten ihre Schmerzgeschichte.
Was hat es damit auf sich und gibt es überhaupt falsche Bewegungen?
Es macht schon Sinn, über diese Frage nachzudenken. Letztendlich geht es ja darum, Schmerzursachen zu finden und dem Patienten zu helfen.
Was würden Experten sagen?
Ich nehme einfach mal ein paar Rollen ein, schließlich soll der Artikel ja gut lesbar und nicht zu lang werden.
Der Anatomie Professor über falsche Bewegungen
Betrachtet man sich die Anatomie des Bewegungsapparates, so kann der Mensch nur anatomisch vorgegebene Bewegungen machen.
Was er damit sagen will?
Bewegungen werden durch den aktiven und passiven Bewegungsapparat durchgeführt.
Das Skelett selbst kann sich im Normalfall nicht von selbst bewegen und wird deshalb als passiver Teil bezeichnet. Darüberhinaus zählen aber auch Bänder, Bandscheiben oder auch Menisken dazu. Man nennt den passiven Teil deshalb auch Stützapparat.
Durch die Form und Anordnung der Knochen ergeben sich verschiedene, theoretisch mögliche Bewegungsmuster. Bei einer Bewegung passiert folglich nichts anderes, als das Knochen in ihrer Lage zueinander bewegt werden.
Und damit sich die Knochen nicht einfach aus ihrer vorgesehenen Lage verabschieden, werden sie von Bändern dort gehalten.
Der aktive Bewegungsapparat führt die eigentliche Bewegung durch. Durch Anspannung eines Muskels wird dieser verkürzt und zieht dann am Knochen. Der Knochen wird bewegt, die Bewegung ausgeführt.
Neben den Muskeln zählen Sehnen und Faszien zum aktiven Teil. Muskeln sind am Körper so "verteilt", das genau die anatomisch vorgegebenen Bewegungsmuster (des passiven Apparates) durchgeführt werden können.
Fazit des Herren Professor
Es gibt keine falschen Bewegungen!
Falsche Bewegungen im weiteren Sinne gibt es ausschließlich durch Gewalteinwirkung, z.B. durch Traumata wie Sturz. Hierdurch kommt es in der Regel zu Schädigungen des aktiven und/oder passiven Bewegungsapparates.
Der Trainer über falsche Bewegungen
Jede Sportart hat ihre spezifischen Bewegungsmuster. Man spricht hier gerne über Bewegungsabläufe, Biomechanik oder Technik.
Da es im Sport immer um Leistung geht, haben sich Bewegungsabläufe stark an anatomischen Aspekten orientiert. Beispielsweise betrachtet man das Zusammenspiel von "Muskelketten". Sportgeräte werden nach biomechanischen Aspekten perfektioniert.
Nur das Zusammenspiel von Anatomie und Equipement lässt die optimale Leistungsentfaltung des Sportlers zu.
Falsche Bewegungen gibt es deshalb quasi nicht.
Im erweiterten Sinn könnte man von schlechter Technik sprechen. Werden Bewegungsausführungen in schlechter Technik ausgeführt, kann es zu starken Belastungen kommen.
Tipp: Wird man seine schlechte Technik einfach nicht los, dann sollte man auch mal seine Beweglichkeit testen.
Fazit des Trainers
Es gibt keine falschen Bewegungen!
Wenn, dann gibt es eine schlechte Technik. Diese kann zu ungünstigen Belastungen auf bestimmte Körperbereiche wie Gelenke oder Muskeln führen. Ungenügende Regeneration und Beweglichkeit können zu Überlastungs- und Ermüdungsverletzungen führen.
Der (gute) Therapeut über falsche Bewegungen
Ich erkläre meinen Patienten immer, dass es keine falschen Bewegungen gibt.
Wenn kein traumatisches Ergebnis wie Sturz vorliegt, dann hätte es auch jede andere Bewegung als Auslöser sein können.
Jede Bewegung, die der Mensch ohne Gewalteinwirkung machen kann, ist nicht falsch.
Die Erfahrung zeigt, dass es sich in den allermeisten Fällen um korrekte Bewegungen mit eingeschränkter Beweglichkeit handelt.
Wieso kommt es dann nach einer Bewegung zu Schmerzen?
Die allermeisten Probleme des Bewegungsapparates basieren auf einer verkürzten Muskulatur.
Jeder Muskel im Körper verträgt eine gewisse Menge an Spannung ohne spürbare Folgen (z.B. Schmerz).
Irgendwann bedarf es dann nur noch ein wenig mehr Spannung, um das Fass zum überlaufen zu bringen.
Wenn man will, könnte man die letzte bewußte Bewegung vor dem Schmerz als Falsche bezeichnen. Das ist jedoch nicht korrekt.
Aber es war doch nach dieser Bewegung plötzlich da!
Ja, das kann sein. Wir müssen deshalb feststellen, welche Auswirkungen zum Schmerz führen.
Welche Auswirkungen können zum Schmerz führen?
Merke: Über Jahre angesammelte Verspannung im Muskel bezeichnen wir als Verkürzung. Die Bewegung ist eingeschränkt.
Ein verkürzter Muskel tut erst mal nicht weh.
Wie wir eben aber festgestellt und uns gemerkt haben, ist der mögliche Bewegungsumfang des Muskels eingeschränkt.
Genau in dieser Bewegungseinschränkung liegt das Problem.
Wir müssten also eher von einer eingeschränkten Bewegung reden und nicht von einer falschen Bewegung.
Mögliche Auswirkungen könnten sein:
Psychosomatik, Stress oder Wetter
Oft werde ich auf das Thema Stress und Psychosomatik angesprochen. Im Grunde genommen handelt es sich um das Gleiche.
Wenn wir über diese Themen reden, dann steht eines im Raum: Es beschäftigt uns etwas. Es kann positiv oder negativ sein.
Vielleicht suchen wir nach Lösungen, stehen unter Zeitdruck oder können etwas kaum erwarten. Ob wir Angst haben oder schwere
Verluste verkraften müssen....all das bedeutet für uns Stress.
Stress ist vor allem eine körperliche Reaktion.
Historisch betrachtet ist Stress eine Schutzreaktion des Körpers. Schnell fliehen oder gut kämpfen.
Ob wir unsere letzte Mahlzeit gut verdauen ist in dem Moment der Gefahr uninteressant - die Verdauung im Keller.
Letztlich muss der Bewegungsapparat unter erhöhter Spannung und Durchblutung sein, um eben zu kämpfen oder schnell das Weite suchen zu können.
Merke: Stress erhöht die Spannung in der Muskulatur. Stressabbau funktioniert deshalb nur durch Bewegung und nicht durch mentale Entspannungsübungen.... zumindest was die körperlichen Stressreaktionen angeht.
Unsere stressbedingten Verdauungsprobleme werden wir deshalb nie loswerden können, wenn wir die Stresshormone nicht durch Bewegung abbauen.
Mentalübungen können uns maximal "auf andere Gedanken bringen" oder lehren, auf Stresssituationen mental anders zu reagieren.
Was das Wetter angeht, so spielt hauptsächlich Kälte eine Rolle.
Bei Kälte muss der Körper viel Energie einsetzen, um alle körperbereichen Bereiche ordentlich warm zu halten. Je weiter der Körperteil vom Rumpf entfernt ist, um so mehr Engergie ist notwendig. Deshalb lässt es der Körper am besten bleiben.
Die Muskulatur wird nur noch schwach durchblutet....viel wichtiger sind die lebensnotwendigen Organsysteme. Deshalb die kalten Hände und Füße und deshalb die erhöhten Spannungen in der Muskulatur.
Deshalb ist es bei kalten Temperaturen noch viel wichtiger, sich vor sportlichen Aktivitäten ordentlich aufzuwärmen.
Das gilt übrigens ganz genauso für den arbeitenden Menschen!
Es gibt keine falschen Bewegungungen bei Kälte - aber es gibt korrekte Bewegungen bei schlecht durchbluteter und verspannter Muskulatur.
Mein Fazit zu falschen Bewegungen
Es gibt nicht die falsche Bewegung, aber...
aufgrund eingeschränkter Beweglichkeit können wir nicht jede Bewegung (vollständig) ausführen.
Der Körper kann vieles kompensieren, damit wir nichts davon mitbekommen. Unbewusste Fehlhaltungen schleichen sich ein.
Das größte Problem sind die Spannungen in der Muskulatur, die diese über die Jahre verkürzen.
Natürliche Bewegungen sind nur noch eingeschränkt möglich oder fallen uns schwer.
Wenn uns etwas schwer fällt, dann heißt es nicht unbedingt, dass uns Kraft fehlt.
Meistens fehlt uns die Beweglichkeit. Die eigentliche Muskelarbeit ist nichts anderes, als ein Anspannen / Verkürzen des Muskels. Der Mukel zieht dadurch an einem Knochen.
Ist ein Muskel verkürzt, dann kann er sich kaum noch mehr Anspannen. Die Kraft scheint uns zu fehlen.
Es kommt der Punkt, da kann der Körper nichts mehr ausgleichen. Wenn Bewegung, Stress oder thermische Einflüsse noch ein i-Tüpfelchen an Spannung in den Muskel bringen, dann werden uns die negativen Auswirkungen bewusst.
Schmerz, Gelenkblockaden, Nervenschmerz oder Entzündung.
Muss ich in die Schule? Beispiel Rückenschule
Wenn ich über falsche Bewegungen rede, dann darf die Rückenschule nicht fehlen.
Ich lerne dort, dass ich beim "richtigen" Bücken in die Knie gehen soll und den Rücken aufrecht halten soll.
Anschliessend lerne ich Dehnungs- und Kräftigungsübungen für den Rücken.
Beispiel gefällig:
Betrachte ich mir diese Dehnungsübung, dann ist das nichts anderes als einen Gegenstand vom Boden aufzuheben, die Schuhe zu binden oder ähnliches.
Das "rückenschonende Heben und Bücken", bei dem Sie mit geradem Rücken quasi in eine Kniebeuge gehen, sorgt nur zu einer immer stärker werden Versteifung Ihres unteren Rückens. Genauso wie der Waden und Oberschenkelrückseite (Beinbeuger).
Wenn man wirklich schwere Dinge aufheben will, dann geht man automatisch leicht in die Knie.... aber nicht bei einem "Bleistift" u.ä.
Im Grunde sind alle die Bewegungen falsch, die Sie vermeiden.
Tipp: Wenn Sie etwas gegen Ihre Spannungen und Verkürzungen tun wollen, dann sollten Sie sich mal meine Selbsttherapien anschauen.
Man kann langfristig aufgebaute Verspannungen aus dem Muskel nur therapeutisch lösen. Das ist Fakt.
Es gibt nur wenige Therapeuten, die wissen wie man diese Verkürzungen lösen kann. Deshalb habe ich Videokurse entwickelt, die Ihnen das ganz genau zeigen - einfach zum Nachmachen. Damit Sie sich selbst helfen können....bevor oder wenn es weh tut.