Bei Rückenschmerzen hören wir immer und immer wieder den Ratschlag, Rücken- und Bauchmuskeln zu stärken. Angeblich soll dadurch die Wirbelsäule gestützt und somit eine verstärkte Hohlkreuzbildung vermieden werden.

Millionen Menschen pilgern deshalb zur Rückenschule, dem Fitness-Studio oder trainieren zuhause fleissig Rücken und Bauch.

Zwei mögliche Szenarien sind dabei zu beobachten:

1. Sie hören sofort wieder auf, da sich die Probleme sofort verstärken

2. Ihre Rückenschmerzen bessern sich, kommen nach einiger Zeit jedoch verstärkt wieder

Was hat es damit auf sich und warum haben auch Sportler mit starker Muskulatur Rückenschmerzen?

Dem will ich mich heute widmen und mit einem der größten Mythen ein für alle mal aufräumen.

Muskulatur bei Rückenschmerzen wirklich stärken?

Nein!

Bis auf ganz wenige Ausnahmen, z.B. Koma-Patienten oder bettlägerige Personen, hat der Mensch nicht das Problem von zu schwacher Muskulatur.

Warum wird das Krafttraining aber empfohlen?

Bei Rückenschmerz-Patienten ist zu beobachten, dass diese meist ins Hohlkreuz fallen.

Die Lendenwirbelsäule wird also in Richtung Bauch gezogen, was kritische Auswirkungen auch auf den oberen Teil des Oberkörpers hat, sowie den Schultern und Hals.

Durch das Training (Kräftigung) von Bauch- und Rückenmuskeln sollen diese als eine Art Schraubstock fungieren, d.h. diese Vorwärtstendenz der Lendenwirbelsäule vermeiden.

Soviel zur Theorie!

Die Realität ist jedoch eine andere und deshalb reden wir vom Volksleiden Rückenschmerzen!

Das Problem des verstärkten Hohlkreuz verstehen!

 

Lage des Hüftbeugers Psoas Major

Lage des Hüftbeugers Psoas Major

Es gibt einen Muskel, den Hüftbeuger (Psoas Major), den wir brauchen, um die Beine zum Oberkörper zu bewegen.

Das besondere an diesem Muskel ist, darum spielt er die entscheidende Rolle, dass er an zwei Stellen befestigt

1. an allen Wirbeln der Lendenwirbelsäule

2. an der Innenseite des Oberschenkelknochens

Stehen wir aufrecht, dann muss er sich auf seine volle Länge dehnen.

Beugen wir uns uns nach vorne oder heben ein Bein, dann macht das der Hüftbeuger durch Anspannung (spannt sich ein Muskel an, wird er kürzer und zieht deshalb einen Knochen an sich heran).

Der nächste wichtige Aspekt ist der, dass Muskeln die immer aktiv genutzt aber nur selten in die Gegenrichtung gedehnt werden, mit der Zeit verkürzen.

Halten wir also eine Faust für 5 Minuten und wollen diese wieder öffnen, dann lassen sich die Finger nur schwer ausstrecken.

Der Grund: Ein Rest der Muskelspannung bleibt im Muskeln. Gleiches passiert beim Sitzen im Hüftbeuger.

Sie ahnen vielleicht schon, worauf das hinaus läuft.

Wir sitzen häufig und lang oder machen Tätigkeiten in Vorbeuge, z.B. Gartenarbeit.

Dabei verkürzt der Hüftbeuger mit der Zeit, wenn wir nicht regelmässig eine Dehnung in die Gegenrichtung machen.

Ist er zu kurz, dann könnten wir theoretisch nicht aufrecht stehen, denn dazu muss er auf seine volle Länge gedehnt werden.

Um dies trotzdem zu können, also aufrecht zu stehen, wird der Hüftbeuger bis zu seiner maximalen (verkürzten) Länge gedehnt.
Danach zieht er die Wirbelsäule nach vorne, um die fehlende Länge "auszugleichen".

 

Hohlkreuz durch Siten Rückenschmerzen

Beim Sitzen ist die Hüftbeugemuskulatur angespannt. Beim Aufstehen bleibt dann ein Teil der Spannung im Muskel . Wir fallen nicht durch zu schwache Muskeln ins Hohlkreuz, sondern wegen und durch den verkürzten Hüftbeuger!

Achtung, was jetzt beim Krafttraining passiert!

Wir erinnern uns: Muskeln, die immer wieder benutzt aber nicht gedehnt werden, verkürzen!

Machen wir nun Bauchtraining (z.B. Situps), wird der gerade Bauchmuskel trainiert (Six-Pack) und.....verkürzt mit der Zeit.

Hohlkreuz durch Vorbeuge Rückenschmerzen

Bauch- und Hüftbeugemuskulatur sind angespannt, verkürzen. Das Aufrichten kann schmerzhaft sein und durch ein Krampfen der Muskulatur gar unmöglich.

In obigem Bild sehen wir die Lage dieses Muskels, nämlich von Schambein zu Brustkorb (Rippen). In der Folge wird der Brustkorb im Stehen nach unten gezogen, ein Rundrücken in der Brustwirbelsäule ist die Folge.

Beim Rückentraining verkürzen die Rückenmuskeln und ziehen somit den Rücken "zusammen" - das Hohlkreuz wird nun noch weiter verstärkt.

Fazit: Sofortige oder verzögerte Verstärkung der Problematik!

Was man jedoch faiererweise sagen muss ist, dass Krafttraining eigentlich nicht schlecht ist - im Gegenteil - aber die meisten Trainierenden einfach nicht ausreichend (wenn überhaupt) die trainierten Muskeln dehnen!

Von der Theorie (Mythos) zur Lösung

 

Psoas Major Hüftbeuger Hohlkreuz

Der Hüftbeuger zieht von vorne ins Hohlkreuz.

Also, wir fallen dann ins Hohlkreuz, wenn der Hüftbeuger-Muskel durch mangelnde Dehnbarkeit und Verkürzung an der Wirbelsäule zieht.

Er ist von vorne an der Lendenwirbelsäule befestigt, deshalb zieht er nach vorne, wenn er sich bei aufrechter Haltung nicht lang genug dehnen kann.

Die Idee (Mythos) vom Schraubstock kann nicht funktionieren, denn die Bauchmuskeln sind viel zu weit weg von der Wirbelsäule.

Die Lösung ist einfach:

1. Vergessen Sie den Schraubstock

2. Den Hauptübeltäter Hüftbeuger regelmässig, mehrmals am Tag dehnen (so geht´s)

3. Beseitigung der schon vorhandenen Verkürzungen (Selbsttherapie oder Therapeut)

4. Unterstützende Übungen nach der Therapie für Muskeln und Faszien (z.B. aus Selbsttherapie)

5. Wenn Krafttraining (prinzipiell gut), dann intensive Dehnung der trainierten Muskeln!

Durch diese Maßnahmen kann Ihr Körper sich wieder normal bewegen und die Rückenschmerzen werden verschwinden...schnell und sicher.

Wir haben hier über Rückenschmerzen gesprochen, gleiches gilt jedoch für alle anderen Körperteile. Mit ein bisschen Überlegung versteht man das Problem und erkennt Mythen und Falschinformationen.

Merke: Prio 1 = Dehnbarkeit und Beweglichkeit der Muskulatur

Dehnungsübungen verhindern ein Fortschreiten, bestehende Verkürzungen können Sie damit nicht beseitigen!
Die natürliche, schmerzfreie Beweglichkeit erreichen Sie nur therapeutisch, z. B. durch eine Selbsttherapie.

Tipp: Rückenschmerzen selbst therapieren

Wollen Sie mehr erfahren über Rückenschmerzen und deren Therapie erfahren, dann sollten Sie sich die Rücken Selbsttherapie anschauen.

Sie erlernen eine Therapie, ähnlich einer Triggerpunkttherapie aber mit völlig anderer Intention und Wirkungsweise.

Selbsttherapie Rücken
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